Manchmal passierts... eine der geliebten Hennen im eigenen Hühnerstall entwicklet den großen Wunsch, Mama zu werden, und beginnt zu glucken. Ich glaube, einen größeren Zauber gibt es nicht in der Hühnerhaltung. Das ausharrende Brüten der Eier... das erste leise Piepen unter den Federn... die kleinen Flauschkugeln, die liebevoll von der Glucke ins Leben begleitet werden.
Doch der Reihe nach. In diesem Beitrag möchte ich euch Schritt für Schritt durch die Naturbrut begleiten, damit ihr das auch Zuhause in eurer privaten Hühnerhaltung leicht umsetzen könnt.
Die Glucke...
Damit beginnt es. Denn ohne Glucke keine Naturbrut. Ist eine Henne bereit, Mama zu werden, beginnt sie zu glucken. Das heißt, sie beginnt Eier in einem Nest oder an einem geschützten Ort zu sammeln. Sie bleibt beharrlich auf dem Nest sitzen und gibt gluckende, monotone Geräusche von sich. So signalisiert sie, dass sie soweit ist, um für Nachwuchs zu sorgen.
Bemerkt ihr diese Veränderung bei einer Henne, dann ist jetzt für euch der richtige Zeitpunkt, dies zu fördern, sofern ihr eure Henne brüten lassen möchtet.
Bruteier...
Haltet ihr einen Hahn in eurer Hühnerschar, dann kann eure Glucke natürlich für eigene Nachkommen sorgen und eure befruchteten Eier ausbrüten. Solltet ihr jedoch eine reine Mädels WG beheimaten, so wie ich, dann müsst ihr euch befruchtete Bruteier besorgen. Es gibt tolle Züchter, die Beruteier verschiedener Rassen verkaufen.
Die Eier, die ihr eurer Glucke unterlegt, müssen nicht von der selben Rasse sein, wie eure Henne selbst. Ihr könnt euch also frei entscheiden, auch verschiedene Rassen besorgen und somit euren Hühnerstall noch bunter machen.
Je nach Größe der Henne und Größe der Bruteier könnt ihr zwischen 8 - 12 Eier unterlegen.
Achtet unbedingt auf saubere Bruteier, damit sich keine Keime bilden können. Außerdem müssen die Eier natürlich intakt sein, sollen keine Risse oder Unebenheiten aufweisen und nach dem besorgen innerhalb von ca. 14 Tagen untergelegt werden.
Gluckenstall...
Damit eure brütende Henne die nötige Ruhe beim ausbrüten der Eier hat, solltet ihr sie separieren. Je nach Stall ist das vielleicht auch inmitten eurer Hühner möglich. Es bietet sich aber an, eure Glucke in einem seperaten kleinen Stall unterzubringen. So ist sie ungestört, Futter und Wasser können ihr nah zur Seite gestellt werden und sie kann sich ganz auf ihren Job konzentrieren.
Sie benötigt ein weiches Nest, gefüllt mit Stroh und zur Entspannung, vielleicht auch mit ein paar Kräutern. Außerdem sollte sie in Reichweite immer frisches Wasser und Körnerfutter zur Verfügung haben. Ein Sandbad zur Gefiederpflege bietet sich an, wird manchmal aber nur selten genutzt.
Manchmal kommt es vor, dass auch zwei Hennen gleichzeitig glucken. Wenn sie sich vertragen, können sie gemeinsam separiert werden, auch das geht sehr oft gut. Aber alle anderen Hühner sollten zu ihrem Bereich während der Brutzeit keinen Zugang haben.
Es geht los...
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Der Stall ist eingerichtet, die Bruteier sind organisiert und liegen im Nest bereit. Dann setzt ihr eure Glucke vorsichtig neben dem Nest ab und lasst ihr einfach etwas Zeit. Wenn sie weiter bereit ist zu glucken, wird sie innerhalb kürzester Zeit dankend das Gluckennest annehmen, sich auf die Eier setzen und fortan wie in Trance ihren Job erledigen.
21 Tage bleibt sie so sitzen. Steht immer nur kurz auf, um eine Kleinigkeit zu essen, zu trinken und ab und an ihr Geschäft zu erledigen. Sie wendet die Eier, wärmt sie und kümmert sich aufopferungsvoll um das neue Leben, dass da heranwächst.
Macht euch also keine Sorgen, es ist völlig normal, dass sie ihr Essen kaum anrührt und man das Gefühl hat, sie bewegt sich kaum noch. Ihr Körper weiß einfach ganz genau, was er jetzt benötigt, um das zu tun, was getan werden muss. Wenn ihr alles vorbereitet habt, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
21 Tage...
Diese 21 Tage sind eigentlich super langweilig für uns, denn es gibt einfach nichts zu sehen. Aber es ist natürlich auch eine Zeit in der ganz viel passiert, denn in den befruchteten Eiern entsteht so neues Leben.
Neben dem gewöhnten Körnerfutter, solltet ihr weitestgehend auf Frischfutter verzichten. Eure Glucke benötigt nur das Notwendigste und kein Buffet mit großer Auswahl. Ab und an könnt ihr etwas geriebene Karotten mit gehackter Petersilie und etwas Hüttenkäse oder Quark anbieten. Das ist gut für den Darm und ein kleines Portiönchen wird sie stärken. Wenn sie es nicht annimmt, auch nicht schlimm. Probiert es einfach aus.
Achtet in diesen 21 Tagen auch unbedingt darauf, dass sich keine Milben im Stall einnisten. Vorsorglich etwas Kieselgur einstreuen und ihr könnt auf Nummer sicher gehen.
Sollte eure Henne die Buteier versehentlich mit ihrem Kot beschmutzen, reinigt die Bruteier vorsichtig. Andernfalls entstehen Bakterien, die schädlich für die weitere Entwicklung im Ei sind.
Befruchtet oder nicht...
Ob die untergelegten Eier befruchet sind oder nicht, könnt ihr nach 7 Tagen abchecken. Dann können die Eier geschiert werden. Unbefruchtete Eier könnt ihr aus dem Nest nehmen. Alle anderen wieder vorsichtig und zeitnah zurück ins weiche Stroh legen.
Ich persönlich schiere nicht. Mir ist die Ruhe meiner Glucke wichtiger und ich vertraue auf die Natur. Was am Ende schlüpft, schlüpft. Was nicht, das nicht. Aber das könnt ihr naürlich so handhaben wie ihr möchet.
Dann heißt es weiter warten, warten, warten...
Es wird ernst...
Ab dem 19 Tag kann es mit dem schlüpfen der Küken los gehen. Meißtens trifft es jedoch exakt den 21 Tag. Stellt daher ab dem 19. Tag das Futter auf Aufzuchtfutter um. Das ist gut für die Küken, extra klein und mit wichtigen Nährstoffen versehen. Auch der Glucke tut dieser Leckerbissen gut.
Wenn die Küken beginnen zu schlüpfen, könnt ihr ersteinmal ein leises piepen von Ei zu Ei vernehmen. Ich weiß ja nicht was die Kleinen da so zu bequatschen haben, aber ich vermute mal... : 'Kommt lasst uns raus gehen und die Welt entdecken. Wir wollen spielen und unsere Mami kennenlernen. Also los gehts!'
Im Schnitt sagt man, das ein Küken etwa 3-5 Stunden vom ersten Löchlein bis zum kompletten Ausbruch aus dem Ei benötigt. Wohl gesagt, im Schnitt. Manche brauchen auch länger, andere kürzer.
Irgendwann wird das Piepen lauter und kleine Flauschkugeln spikeln aus den Federn eurer Glucke hervor. Gott, der Moment. Ich warne euch... er sorgt für Pipi in den Augen ♥.
Entfernt nach dem Schlupf vorsichtig die Eierschalen. Bis zum 23. Tag sollten alle geschlüpft sein, was dann keine Anzeichen macht, wird auch nicht mehr werden. Vor allem, wenn sich die Glucke aus dem Nest begiebt und mit ihren Küken den Stall erkundet. Restliche Eier, in denen sich nichts getan hat, könnt ihr dann entsorgen.
Kükencheck...
Werft nach dem Schlupf einen Blick auf alle Küken. Schaut, ob sich der Dottersack gut zurückgebildet hat und ob die Füßchen in Ordnung sind. Das zarte Gefieder darf nicht verklebt sein und sie sollten einen fitten Eindruck machen. Solltet ihr feststellen, dass etwas nicht stimmt, kann mit schnellem Handeln noch viel bewirkt werden. Z.B. bei Spreizfüßchen. Werden diese gleich getaped und das Küken zum laufen vorsichtig animiert, regelt sich diese Fehlstellung häufig sehr schnell.
Ich persönlich führe den Kükencheck am ersten Tag durch, indem ich einfach vorsichtig genau beobachte, ohne das junge Glück zu stören. So sieht man gleich, ob vielleicht ein Küken Hilfe braucht oder nicht. In den ersten 48 Stunden ist diese Ruhe für die Bindung zwischen Glucke und und Küken auch besonders wichtig und sollte nur im Notfall unterbrochen werden. Am dritten Tag nehme ich die Küken kurz genauer unter die Lupe. Das ist aber auch in ein paar Minuten erledigt. Ich achte darauf, dass sich Glucke und Küken hören können und gebe die Kleinen dann flott zurück zur Mami.
Start ins Leben...
Das wunderbare an einer Naturbrut ist, dass die Glucke ihren Küken den besten Start ins Leben ermöglicht. Sie zeigt ihnen was man frisst und was nicht... wie man scharrt und was man trinkt... wo sie aufpassen müssen und wann es Zeit ist schlafen zu gehen. Sie wärmt alle Flauschkugeln unter ihrem Gefieder und zeigt ihnen die Welt.
Ihr müsst somit nur für gute Bedingungen sorgen. Stellt ein Sandbad zur Gefiederpfege auf, bietet ein paar Äste zum klettern an und legt vielleicht einen Heutunnel zum spielen hinein. Wechelst das Wasser regelmäßig, reinigt den Stall und stellt ihnen gutes Aufzuchtfutter zur Verfügung. Außerdem könnt ihr ab dem dritten Tag mit Frischfutter beginnen. Geriebene Karotte, gekochtes Ei und Petersilie schön klein gehackt sind der ideale Start.
Wenn das Wetter warm genug ist, sorgt für ein bisschen Freigang. Mit einem mobilen Freigehege funktioniert das ganz wunderbar, den ihr einfach an den Gluckenstall anstellt. So können sie frisches Gras picken, die ersten Sonnenstrahlen genießen und zusammen spielen.
Achtet beim raus gehen aber unbedingt auf die Witterung. Der zarte Flaum bietet noch keinen warmen oder regenabweisenden Schutz, wie bei ausgewachsenen Hühnern. Also ist Vorsicht geboten und ihr solltet das individuell der Jahreszeit anpassen.
Auszug...
Ab etwa 4 - 6 Wochen könnt ihr die Glucke mit ihren Küken und den anderen Hühner zusammenführen. Eure Glucke wird auf ihre Kleinen aufpassen und ihnen das Leben in einer Hühner WG vermitteln. So werden sie leicht integriert und lernen von den Großen.
Ich kenne auch Hühnerhalter, die sie sofort zusammenführen und wo das wunderbar geklappt hat. Ich denke da gibt es keine absolute Faustformel, sondern man muss es ein bisschen nach eigenem Gefühl machen und natürlich immer gut beobachten.
Ein Tipp noch zur Zusammenführung:
Handhabt das so wie bei der Eingliederung von neuen Hühnern. Setzt sie Abends, wenn sie schon schlummrig sind zusammen. Das nimmt ganz viel Stress, der Geruch wird schon angenommen und sie wachen morgens entspannt zusammen auf.
Fazit...
Tatsächlich schlüpfen etwa nur 10 % aller Küken weltweit durch eine Naturbrut ins Leben. Alle anderen werden künstlich ausgebrütet. Aber wir sind uns bestimmt einig, das die Liebe und die Wärme einer Glucke durch nichts zu ersetzen ist.
Wenn ihr also die Möglichkeit für eine Naturbrut habt, dann nutzt diese. Ihr werdet sowas von verliebt sein und euren Hühnern den bestmöglichen Start ins Leben gewährleisten.
Ich persönlich werde es immer und immer wieder tun. Ich bin hin und weg, was die Natur alles im Stande ist zu leisten und freue mich zusammen mit meiner Familie sehr über diese kleinen Wunder ♥.
Hier noch eine kleine Bildergalerie mit ein paar Eindrücken unserer Naturbrut von März / April 2024 ♥
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